Inwieweit kann die Digitalisierung Beschaffungsteams dabei unterstützen, neue Kosteneinsparungen zu ermitteln und voranzutreiben, um die Wettbewerbsfähigkeit in volatilen Märkten zu steigern? Dieser Fragestellung widmete sich unser Co-Founder und Managing Director, Nicolas Neubauer, im Rahmen eines Workshops auf der Automotive Masterminds, der Fachkonferenz für Vertreter aus der Automobilindustrie. Gemäß der agilen Workshop-Methode „World Café“ wurde an 4 verschiedenen Tischen je eine Leitfrage zum übergeordneten Thema „Procurement in the era of unvertainties“ behandelt und diskutiert. Neben Nicolas Neubauer von ivoflow moderierten auch Daniel Bung (BMW), Robert Suvak (Dräxlmaier) und Volker Popp (SAP) einen Tisch.
Herausforderungen im Beschaffungswesen Der interdisziplinäre Workshop brachte Einkaufsverantwortliche, Geschäftsführer und Softwareanbieter sowie Ingenieure und Vertriebsmitarbeiter zusammen, um zunächst die Herausforderungen am Markt zu eruieren: Schnelle und dynamische Märkte, Handelskriege und geopolitische Faktoren erschweren es zunehmend, sich auf die eigenen Kernaufgaben zu konzentrieren – so der Tenor. Gleichzeitig steigen die Anforderungen der Tier-1-Zulieferer an die Automobilkonzerne. Es müsse nicht nur die komplette CO2-Bilanz in der Lieferkette nachgewiesen werden, sondern es wird auch eine granulare Aufschlüsselung der Kosten erwartet. Außerdem fordern die Zulieferer mehr Verbindlichkeit, was die Volumenabrufe durch die OEM betrifft.
Mehr Transparenz und Synergieeffekte in der Automobilindustrie Wie steht es um die Zukunft des Beschaffungswesen? Welche Veränderungen sind auf dem Markt erforderlich? "Das Mindset in der Branche muss sich ändern. Die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen OEMs und Zulieferern muss transparenter werden", fasst Nicolas Neubauer das Feedback der Teilnehmer zusammen. "Jeder Marktteilnehmer hat sein Know-how und seine Daten und will dieses für sich behalten. Das wird in Zukunft nicht mehr funktionieren." Doch nicht nur extern, auch innerhalb des Unternehmens sei eine bessere Zusammenarbeit nötig: "Die Unternehmen müssen eine engere Verbindung zwischen Sales, Engineering und Einkauf schaffen, wenn es um Produktanforderungen geht."
Einsatz digitaler Tools zur Steigerung von Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit Nachhaltigkeit und Resilienz sind derzeit die wichtigsten Ziele der Automobilindustrie, da sind sich die Workshop-Teilnehmer einig. Mit den neuen Anforderungen zeigen Unternehmen sich jedoch überfordert, was einige Geschäftsprozesse ausbremst, so das Feedback. Hier kann die Digitalisierung im ersten Schritt dabei unterstützen, repetitive Abläufe und manuelle Aufgaben zu automatisieren. Die Märkte hingegen seien schnell und volatil, ein Überblick über externe Veränderungen sei demnach unerlässlich. Neubauer: „Interne Daten müssen mit externen Daten verheiratet werden, um im Krisenfall auf Markt- sowie Preisveränderungen schnell reagieren zu können.“ Ein gut aufgestelltes digitales Ökosystem soll dabei unterstützen und die Schnittstellen zwischen den einzelnen Abteilungen vereinfachen. Doch die Digitalisierung berge nicht nur Optimierungspotenzial für Prozesse, vielmehr liefere sie die Grundlage für wertschöpfende Analysen und deren Automatisierung – Decision Intelligence sei das Stichwort, so Neubauer.
Transparenz und Nachhaltigkeit treffen auf Einsparungen Was Herausforderungen und Ziele im Beschaffungswesen betrifft, sind sich die Workshop-Teilnehmer größtenteils einig. Dennoch scheiden sich die Geister hinsichtlich der künftigen Ausrichtung und Schwerpunkte, bei denen die Digitalisierung unterstützen kann. „Es gibt einerseits die Verfechter von Transparenz: Informationen sichtbar machen und im Sinne der guten Zusammenarbeit teilen, steht für diese Meinungsgruppe an erster Stelle“, so Neubauer. Andererseits gebe es starke Befürworter dafür, die Nachhaltigkeit über monetäre Aspekte zu stellen. Nicht zuletzt kristallisiere sich eine Meinungsgruppe heraus, die nach wie vor den Fokus auf die finanziellen Aspekte legt. „Einige Teilnehmer sind für klare Zielpreise im Sinne der Best-Practice-Greenfield-Analyse, diese gilt es jedoch über die Produktlebenszyklen mit den Marktpreisen abzugleichen.“
Digitale Tools als Grundlage für datenbasierte Entscheidungen Wer im aktuellen Zeitalter wettbewerbsfähig und profitabel bleiben möchte, kann auf datenbasierte Entscheidungen und somit um den Einsatz digitaler Tools nicht verzichten, zieht Neubauer sein Fazit. Die Krux bestehe jedoch darin, die dezentrale Datenflut zu zentralisieren und ein digitales Ökosystem zu schaffen. Es gehe außerdem nicht nur darum, die eigenen Daten zu bündeln und zu interpretieren, sondern auch darum, externe Daten zu berücksichtigen. Wem das gelingt, der kann rechtzeitig auf Marktveränderungen reagieren und sich einen echten Wettbewerbsvorteil sichern.